SGA
Hydraulisches, streckgrenzgesteuertes Anziehverfahren
Die Schraube erreicht beim Anziehen auf Grund der Belastung auf Zug und Torsion ihre individuelle Streckgrenze. Durch den Wegfall der Torsionsbelastung beim beenden des Anziehvorgangs wird eine Vorspannkraft von ca. 90% von Rp0,2 erreicht.
Hier nutzt man den Umstand, dass beim Anziehen von Schraubverbindungen durch gegenseitiges Verdrehen von Mutter und Schraubenbolzen nicht nur eine AXIALSPANNUNG, sondern auch eine TORSIONSSPANNUNG infolge der Gewindereibung beansprucht wird. Das Fließen des Schraubbolzens beginnt dann dort, wo die Vergleichsspannung aus Zug- und Torsion die Werkstoff-Fließgrenze erreicht. Unmittelbar nach erfolgter Vorspannung federt der Torsionsanteil um ca. 50% im Schraubenbolzen zurück.
Dadurch sinkt bei verbleibender Vorspannkraft die Vergleichsspannung, und die Streckgrenz gesteuerte vorgespannte Verbindung gewinnt wieder eine elastische Verbindungsreserve. Das überelastische Anziehen von Schraubenverbindungen mit Hilfe von streckgrenzüberschreitenden Montageverfahren (streckgrenz- und drehwinkelgesteuertes Anziehen) wird zunehmend mit Erfolg angewendet. Es gestattet die optimale Ausnutzung der Schraube beim Anziehen und führt zu maximal möglichen Montagevorspannkräften.
Die Betriebshaltbarkeit der Verbindung wird dabei nicht beeinträchtigt, sondern sogar deutlich verbessert:
Bei anschliessender Schwingbeanspruchung auf einem Vorspannkraftniveau unterhalb der Streckgrenze können dann auf Grund günstigerer Lastverteilung und möglicher lastindizierter Druckeigenspannungen sogar höhere Dauerhaltbarkeitswerte für die Schraubverbindung erreicht werden. Dies gilt sowohl für schlussgerolltes als auch für schlussvergütete Schrauben.
Überelastisches Anziehverfahren
Das hydraulische, streckgrenzgesteuerten Anziehverfahren ist ein überelastisches Anziehverfahren, bei dem der Fließbeginn der Schraube als Steuergröße für die Höhe der Vorspannkraft dient. Unabhängig von der Unterkopfreibung wird die Schraube so weit angezogen bis die Streckgrenze infolge der Beanspruchung aus Zug- und Torsionsspannung überschritten wird. Wie auch beim hydraulischen, drehmoment-drehwinkelgesteuerten Anziehverfahren müssen die Bauteile auf ein Winkel-Startmoment vorgespannt werden. Beim weiteren Anziehen der Schraubverbindung werden kontinuierlich Drehmoment und Drehwinkel gemessen und der Gradient berechnet. Die eingesetzte Messtechnik erkennt das Ende des elastischen Bereiches und beendet bei zuvor festgelegter Gradientenänderung den Schraubvorgang. Da die Schraube nur in einem sehr geringen Maß plastisch verformt wird, können auch Schraubverbindungen mit kurzen Klemmlängen streckgrenzgesteuert angezogen werden. Während des Anziehvorganges werden alle Prozessparameter von der Eco2TOUCH -Steuerung kontrolliert, dokumentiert und archiviert. Die plastische Verlängerung, die die Schraubverbindung während der Montage erfährt, ist sehr gering, so dass die Wiederverwendbarkeit von streckgrenzgesteuert angezogenen Schraubverbindungen kaum beeinträchtigt wird. Die Schraubfallhärte, das Fügemoment und die Abschaltkriterien sollten der jeweiligen Schraubverbindung angepasst werden.
Ideal für kurze Klemmlängen
Dieses Anziehverfahren eignet sich auch besonders bei Schraubverbindungen mit kurzen Klemmlängen und beim Einsatz von Verschraubungssystemen auf Baustellen. Schraubverbindungen, welche hydraulisch streckgrenzgesteuert angezogen worden sind können grundsätzlich wiederverwendet werden. Es sind jedoch geeignete Schmiermittel vorzusehen, um ein Verreiben bzw. „Fressen“ zu verhindern. VDI2230 Anziehfaktor: entfällt!
Da Schraubverbindungen beim SGA nicht abgerissen werden können. Siehe hierzu Bemerkung VDI-2230 – Nov. 2015 Tabelle A8.