hytorc interview jahresrueckblick HYTORC Deutschland

Der Blick zurück fällt den beiden Geschäftsführen leicht: Patrick Junkers von HYTORC Barbarino & Kilp und Andreas Wanke von HYTORC Seis. 2023 war zwar kein Rekordjahr, aber deutlich besser als erwartet, lassen sie im gemeinsamen Interview wissen. Die gute Stimmung basiert aber nicht nur auf der Entwicklung der vergangenen Monate, „auch die Aussichten sind gut“. Das machen die beiden Verschraubungsexperten an verschiedenen Entwicklungen fest.

Wie bewerten Sie 2023 im Rückblick?

Wir haben – auch im Vergleich zu 2022 – mehr Aufträge in den Segmenten Maschinenbau, Schienenverkehr sowie im Energiesektor mit Windkraft- und Wasserkraftwerken verzeichnet. Ebenfalls ein Plus gab es bei den Service-Einsätzen. Hier war HYTORC deutlich häufiger gefordert, auch um Kunden bei Stillständen mit Miet-Equipment zu unterstützen. Zwar war 2023 vielleicht kein Rekordjahr, aber es war deutlich besser als erwartet – und zwar für beide Unternehmen, die hinter HYTORC in Deutschland stehen.

Gab es für Sie im vergangenen Jahr besondere Highlights?

hytorc andreas wanke interview HYTORC Deutschland

Andreas Wanke: Sogar auf mehreren Ebenen! Wir haben einen Service-Standort in Herne eröffnet und damit allein in Nordrhein-Westfalen unser Servicenetz auf 4 Standorte verstärkt. Außerdem sind wir jetzt zertifiziert, um Hochdruckschläuche auf Dichtigkeit zu prüfen.

Patrick Junkers: Spannend ist für uns vor allem die bevorstehende Stahlbau-Zulassung unserer verdrehsicheren Unterlegscheiben zWasher und backUp-Washer durch das Deutsche Institut für Bautechnik. Das passt zudem wunderbar mit dem Ergebnis des IGF-Forschungsvorhabens zum Thema „Streckgrenzgesteuertes Anziehen von geschraubten Verbindungen M12 bis M72 im Stahlbau“ zusammen.

hytorc patrick junkers interview HYTORC Deutschland

Weil dieses Anziehverfahren in Verbindung mit HV-Garnituren nach Aussage der beteiligten Universitäten Duisburg-Essen und Hannover als prozesssicheres Anziehverfahren zu werten ist, ergibt sich die Möglichkeit, ein weiteres Vorspannverfahren für den Stahlbau zu etablieren und normativ zu regulieren. Das eröffnet für HYTORC neue Betätigungsfelder im Stahlbau, auf die wir uns bereits vorbereitet haben.

Das Werkzeug-Portfolio von HYTORC ist groß und umfassend – welche Produkte standen 2023 im Fokus?

Patrick Junkers: In erster Linie unsere verdrehsicheren Unterlegscheiben zWasher, jWasher und backUp-Washer. Sie ermöglichen ein arbeitssicheres, anlagen- und werkzeugschonendes Anziehen und Lösen von Schraubverbindung ohne Reaktionsarm und Gegenhalteschlüssel. Zudem sind sie – ähnlich wie Keilsicherungsscheiben – als zusätzliches Schraubensicherungselement mehrfach einsetzbar. Dank dieser geht das Verschrauben insgesamt deutlich schneller und vor allem sicherer. Übrigens auch unter Wasser, wie Taucher auf der Messe „Schweißen und Schneiden“ in Essen eindrucksvoll demonstrieren und bestätigen konnten.
Auf gesteigertes Interesse stieß auch unsere digitale, hydraulische Hochmoment-Schraubtechnik, die mobiles und prozesssicheres Verschrauben ab M16 bis M120 bei zeitgleicher Erfassung, Überwachung, Analyse sowie Visualisierung von Prozessdaten vereint. Übrigens besonders interessant für risikobehaftete Schraubverbindungen. Zuletzt freuen wir uns darüber, dass unser beiden Akkudrehmomentschrauber-Serien LST und LiON-Gun immer mehr zufriedene Käufer finden.

Stichwort Werkzeuge: Gibt es bereits Hinweise auf Neuheiten?

Andreas Wanke: Klar ist, dass wir die Werkzeugpalette der Akkuschrauber weiter ausbauen werden. Sicher ist ebenfalls eine neue Pumpen-Generation, um den steigenden Anforderungen an Sicherheit und Digitalisierung verlässlich zu begegnen. Die Markteinführungen stehen schon in den nächsten Monaten bevor. Das HYTORC-Washer-System – also die verdrehsicheren Unterlegscheiben – werden, Patrick Junkers hat das ja schon erwähnt, immer stärker nachgefragt. Hier sehen wir noch viele Anwendungsmöglichkeiten und wollen das System noch stärker in den Fokus rücken.

Die Industrie befindet sich im Umbruch – spüren Sie das?

Patrick Junkers: Mein Eindruck ist, dass die Industrie gerade im Bereich Grüner Wasserstoff und erneuerbare Energien in den Startlöchern steht. Allerdings schlägt sich das noch nicht in konkreten Vorhaben und daraus resultierenden Projekten nieder.

Andreas Wanke: Ja. Man merkt, dass darüber gesprochen wird. Daher bin ich sicher, dass der große Ruck mit vielen dazugehörigen Aufträgen kommen wird. Nur wann, lässt sich leider nicht vorhersagen. Aktuelle Ankündigungen des Wirtschaftsministeriums zum Aufbaue eines Kernnetzes stimmen aber auch mich positiv.

Die Anwendungsbereiche von HYTORC im Bereich „Grüner Wasserstoff“ im Überblick

hytorc wasserstoffwirtschaft grafik HYTORC Deutschland

Gehen Sie davon aus, dass die Energiebranche die stärksten wirtschaftlichen Impulse setzen wird?

Andreas Wanke: Die Forschung zu und der Umbau auf Wasserstoff bergen ein sehr hohes Potenzial – aus meiner Sicht jedoch eher mittel- oder sogar langfristig. Konkret schätze ich eher, dass die Bereiche Chemie und Petrochemie wieder zu alter Stärke zurückkehren und große Projekte anstoßen werden. Ich erwarte auch hohe Investition im lokalen und überregionalen Schienenverkehr sowie in allgemeine Infrastrukturvorhaben. Vielleicht nicht so umfangreich, aber spannend, sind einige Projekten im Bereich Luftfahrt, die 2024 zum Tragen kommen könnten.

Patrick Junkers: Das sehe ich ähnlich wie Andreas Wanke. Für mich ist allgemein die Prozessindustrie ein Segment, in dem noch viel Potenzial schlummert.

Angesichts der vielen Potenziale – hat sich HYTORC konkrete Ziele gesetzt?

Patrick Junkers: HYTORC sieht sich als Partner seiner Kunden, ganz unabhängig von der Branche und ihren möglichen Potenzialen. Das heißt, wir wollen überall dort ansprechbar sein und unterstützen, wo unsere Kunden unsere Services benötigen. Daher besteht ein konkretes Ziel darin, unser Vertriebsgebiet geografisch und personell durch qualifizierte Mitarbeiter zu stärken. 2023 haben wir bereits neue Kolleginnen und Kollegen gewonnen, aber wir suchen weiter.

Andreas Wanke: HYTORC liefert seinen Kunden einen kompletten Blumenstrauß aus Werkzeugen, Services, Berechnung, Auslegung, Support und sicheren Schraublösungen inklusive Dokumentation. Dafür braucht es Fachkräfte, wie Patrick Junkers gerade erwähnt hat. Allein diese zu finden, ist eine Herausforderung.

Im Markt der Verschraubung gibt es viele Player – was macht HYTORC eventuell anders?

Andreas Wanke: Es ist, wie bereits angedeutet, ein umfangreiches Portfolio aus verschiedenen Komponenten, das uns auszeichnet: Schnelles Helfen bei Tag und Nacht, lösungsorientierte Ideen und Unterstützung von Anfang bis Übergabe – und darüber hinaus. Für uns zählt nicht allein der Verkauf, uns ist eine nachhaltige Partnerschaft wichtiger. Wir wollen mit dem Kunden auf eine gemeinsame Reise gehen und die endet nicht beim Kauf oder der Leihe eines Drehmomentschraubers. HYTORC hat mit mehr als 120 Modellen die größte Auswahl an verschiedenen Werkzeugtypen für die industrielle Verschraubung. Und mit dem Washer-System sind wir vor allem arbeitssicher, da wir ohne Reaktionsarm verschrauben können.

Patrick Junkers: Wir bieten tatsächlich ein ganz breites Spektrum an Leistungen an. Jeder Baustein hat seine Berechtigung. Man könnte verkürzt auch sagen, dass wir technische Spitzenlösungen in der Hochmomenttechnik anbieten. Aber damit gehen die vielen Nuancen verloren, die uns ausmachen.

Impressionen aus Verschraubungsprojekten

Die Stimmung in der Wirtschaft ist generell eher pessimistisch. Sie sind dagegen positiv gestimmt…

hytorc andreas wanke interview HYTORC Deutschland

Andreas Wanke: Weil es nichts bringt, negativ zu denken. Wir müssen nach vorne schauen und positiv die Zukunft gestalten. Wenn wir alle zusammenhalten, den Pessimismus zur Seite schieben und uns gegenseitig helfen, ist die generelle Lage sehr gut!

hytorc patrick junkers interview HYTORC Deutschland

Patrick Junkers: Besser hätte ich das nicht formulieren können. Dazu kommt, dass wir mit der Zertifizierung zur Schlauchdichtigkeit, die Andreas Wanke angesprochen hat, der Anerkennung des streckgrenzgesteuerten Anziehverfahrens und der voraussichtlichen Zulassung für unsere verdrehsicheren Unterlegscheiben im Stahlbau tatsächlich positive Impulse für HYTORC erwarten.

Über HYTORC:
Das im Jahr 1968 gegründete Unternehmen HYTORC ist die weltweit führende Marke für drehmomentgesteuerte, vorspannkraftgenaue Verschraubungstechnik. Seit vielen Jahren vertrauen namhafte Industrie-Unternehmen auf ganzheitliche Lösungskompetenz, hochqualitative Produkte und konsequenten Kundenservice. Zahlreiche Patente stehen für einen Innovationsvorsprung am Markt und nachgewiesenen Mehrwert in punkto nachhaltiger Kosten-Nutzen-Optimierung sowie dem Bestreben nach Prozess- und Arbeitssicherheit.